Diese Erzählung aus dem Altenpflegeheim Freudenquell in Eberswalde könnte fast ein Märchen sein. Dort lebt Leo Scholz, und das ist seine Geschichte:
Er lebte vor langer Zeit in dem oberschlesischen Dorf GrossStein und war glücklich, wenn er von Tieren umgeben war. In seiner Obhut gediehen die Schweine prächtig und begrüßten ihn mit freundlichem Grunzen, wann immer er den Stall betrat. In seiner Nachbarschaft wohnte ein Mädchen mit dem Namen Rita. Auch sie verstand sich auf Tiere und so wurde sie zum Schweinefutterkochen mit in den Stall geschickt. Dort geschah das Wunderbare.
Beide verliebten sich. Erst ganz zart, aber mit der Zeit stark und kräftig genug, um ein Leben lang die Liebe zu erhalten. Rita und Leo feierten Hochzeit und lebten mehr als ein halbes Jahrhundert glücklich zusammen. Sie bekamen eine Tochter und einen Sohn, waren gläubig und dankten Gott, dass sie einander hatten. Doch auch das glücklichste Leben geht einmal zu Ende, und so kam es, dass Rita eines Tages ihre Augen für immer schloss.
Leo lebt inzwischen im schönen Eberswalde im Haus Freudenquell. Und da er nun mal ein Bauernjunge ist, kann er nicht sein, ohne sich um etwas Lebendiges zu kümmern. So sammelte er die Samenkörner von seinen Abendbrottomaten, trocknete sie und zog auf seiner Fensterbank herrliche Tomatenpflanzen. Als sie für sein Zimmer zu groß wurden, half ihm eine Mitarbeiterin, sie umzupflanzen. Nun schmiegten sich die Pflanzen an den Pavillon im Garten und trugen im Spätsommer reiche Früchte.
„Und wisst ihr was?“, fragt Leo Scholz, während ihm der Schalk aus den Augen blitzt „Diese Tomaten schmecken viel, viel besser als die, von denen ich die Samenkörner habe.“ Dann lehnt er sich in seinen Rollstuhl zurück und lacht, dass ihm die Augen tränen. „Besser als dies hier“, erklärt er und zeigt mit ausladender Geste auf das Haus „kann ein Heim für alte Leute gar nicht sein.“- Das freut uns sehr.